Ich bin jetzt 2 Wochen hier und habe schon sehr viel gelernt. Es gibt nur noch wenig, was mich sehr überrascht und wenn, dann nehme ich es mit der hier typischen afrikanischen Gelassenheit. Denn eins ist klar: durch Ärgern und Zetern wird es auch nicht besser. 3 Beispiele an einem Tag.
Heute (Montag, 12.8.) ist muslimischer Feiertag und schulfrei. Ich habe deshalb Joel, Noel, Chantal und Fulgence eingeladen, mich in den Nationalpark Nyungwe zu begleiten und dort den Canopy-Trail zu gehen. Das ist ein Wanderweg mit einer sehr bekannten Hängebrücke, aber dazu später mehr im separaten Bericht.
Also haben wir gestern rausgefunden, dass ein Bus dorthin fährt und dieser Bus gegen 7.00 Uhr in Kigeme ist. Da der Bus jedoch aus der Hauptstadt Kigali kommt, sind die Zeitangaben nur ungefähr, nenne ich es mal afrikanische Zeit. Um sicher zu sein, den Bus nicht zu verpassen, haben wir uns schon um 6.30 Uhr an der Bushaltestelle getroffen. Der Bus kam dann allerdings erst um 7.50 Uhr und wir sind ca. 1,5 Stunden gefahren. Kein Problem hier in Ruanda, warten lernt man hier bereits mit der Muttermilch und wir haben uns gut unterhalten und Bauarbeiten beim Bau der Hauptstraße zugesehen. Übrigens wird hier auch Sonn- und Feiertags gearbeitet, glücklicherweise, wie sich später herausstellen sollte…
Der Nyungwe-Nationalpark hat drei verschiedene Eingänge und wir sind kurz vor Uwinka aus dem Bus ausgestiegen und waren dann schon an einem Vistorcenter. Dort kann man nur mit Kreditkarte und dem hier omnipräsenten Handy bezahlen, wussten wir und hatten wie empfohlen für die einheimischen Besucher das Geld am Tag zuvor auf das Handy geladen. Die ausländischen Besucher zahlen ungefähr das Zehnfache und sollen dafür eine Kreditkarte benutzen. Kein Problem, ich habe eine und kam bisher immer damit klar. Nur dieses Mal nicht. Ich wurde aufgefordert eine TAN einzugeben, nicht meine PIN. Musste ich noch nie, hatte ich nicht, also kein Geld (60 US Dollar ist der Preis für Ausländer).
Afrika, das Land der 1000 Hügel, der 1000 Probleme und der 1000 Lösungen, erinnert ihr euch?
Also ich stand da und konnte nicht für mich bezahlen, meine Gäste hatte ich schon über das Handy bezahlt, aber ich kam nicht weiter. Also hat Noel eine Lösung gefunden. Er hat Anne angerufen, die gute Seele der Schule, die Nyamagabe wohnt. Dort ist eine Bank und die hat glücklicherweise auch am Feiertag geöffnet. Also ist Anne mit der Kontonummer des Nationalparks in die Bank marschiert und hat für mich 60 Dollar vorgestreckt (was hier dem 10 fachen an Wert entspricht, also sehr viel Geld!). Den Einzahlungsbeleg hat sie uns dann per Whats App Foto geschickt und der Mann am Kassenschalter und somit wir alle waren glücklich und konnten in den Park.
Wir hatten einen tollen Rundgang, darüber berichte ich separat.
Gegen 13.00 Uhr waren wir fertig und haben noch ein kleines Picknick dort abgehalten.
Und dann sollte um 14.00 Uhr der Bus kommen. Also sind wir rechtzeitig zum Ausgang und haben auf den Bus gewartet, der aus weiter Entfernung über Uwinka unterwegs zurück nach Kigali der Hauptstadt ist. Der Bus kam auch (nur 20 Minuten später also eigentlich pünktlich…), aber der Busfahrer machte mit der Hand eine horizontale Wischerbewegung und fuhr weiter. Das heißt hier ich bin voll und kann keinen mitnehmen. Das dies ein Fernbus (also ein richtiger Reisebus wie bei uns) ist und keiner dieser Kleinbusse, die ich schon beschrieben habe (übrigens wir haben am Samstag auf dem Weg zum Markt einen neuen Rekord im Kleinbus: 21 Personen plus 1 Baby), nimmt der wie in Deutschland nur genau die Personenzahl mit, wie er auch Sitzplätze hat und keinen mehr. Also warteten wir auf den nächsten. Es war aber aufgrund der Lage im Park und der riesigen Entfernung klar, dass das dauern würde, ca. 2 Stunden um 16.00 sollte der nächste kommen.
Wir haben uns also an die Bushaltestelle gesetzt und gewartet. Der nächste und der übernächste Bus kamen, der bekannte Wischer des Fahrers und mit viel Hupen an uns vorbei. Also weiter warten. Joel hat ziemlich viele Kontakte und hat dann versucht schon in Uwinka Bescheid zu geben, dass wir unterwegs einsteigen wollen, aber das haben die Busfahrer nicht gemacht. Irgendwann hatte er aber die Information, dass bald ein Bus kommen sollte mit aber nur 3 Plätzen. Neben uns warteten auch noch weitere Gäste und es waren wohl auch schon welche vor uns da. Aber ein Helfer der Busgesellschaft war auch da, wir haben bezahlt und dann kam um 17.00 Uhr der Bus. Er hatte wirklich 3 Plätze und Chantal, Fulgence und ich sind mitgefahren. Kurze Zeit später sollte dann ein Kleinbus kommen und die anderen mitnehmen (war auch so, Joel war letztendlich schneller zu Hause als wir, weil unser Fernbus noch an einer Station in Kitare angehalten hat zum Toilettengang und Erfrischungen kaufen, wie am Film am Fenster aus einer Plastikwanne angereicht).
Letztendlich waren wir dann um 18.30 Uhr wieder in Kigeme. Das besondere an der Situation: niemand hat sich aufgeregt, niemand hat gemosert und alle waren entspannt und teilweise sogar fröhlich. Man bedenke, wir haben 4 Stunden an der Bushaltestelle auf den Bus gewartet.
Aber das meine ich mit Leben in Afrika, es ist wie es ist und wird durch Rumschreien oder Terz machen nicht besser…
Drei Beispiele, die für mich so typisch sind und so vieles beschreiben.
Hoffentlich schaffe ich es, einiges davon mit in meinen deutschen Alltag rüber zu bringen!!!